Was ist COPD?
Hinter der Abkürzung COPD verbirgt sich der englische Begriff „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“, auf Deutsch: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung. COPD wird als Sammelbegriff für die chronisch obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem verwendet.
Das Schlüsselwort ist dabei der Begriff „obstruktiv“, der besagt, dass die Bronchien dauerhaft verengt sind. Diese Verengung führt zur Atemnot, dem wichtigsten Symptom der COPD.
Die Verengung der Bronchien wird durch ein unheilvolles Trio verursacht:
- Eine Verkrampfung der Bronchialmuskulatur (Bronchospasmus)
- Ein Anschwellen der Schleimhaut in den Bronchien (Ödem)
- Eine krankhaft erhöhte Schleimproduktion (Hyperkrinie) aufgrund einer dauerhaften Entzündung der Atemwege (chronische Bronchitis)
Ohne eine konsequente Behandlung können im weiteren Verlauf auch die Lungenbläschen in Mitleidenschaft gezogen und schließlich zerstört werden:
- Es kommt es zu einer krankhaften Überblähung der Lunge, d. h. es ist zuviel Luft in der Lunge vorhanden.
- Diese kann zu einem so genannten Lungenemphysem führen.
- Die Lunge sieht dann nicht mehr aus wie eine Rebe mit Trauben, sondern wie ein großer Ballon.
- Eine normale Atmung ist damit nicht mehr möglich, und der Patient leidet unter Atemnot.
Querschnitt durch die Bronchien
Häufigkeit und Ursachen
Die COPD kann als eine Volkskrankheit bezeichnet werden. Weltweit wird mit etwa 44 Millionen COPD-Patienten gerechnet. Nahezu 15 % der Deutschen über 40 Jahre leiden an der Erkrankung, bei den über 70-Jährigen sind es sogar knapp 30 %.
Übrigens ist die COPD unter den Lungenkrankheiten auch der häufigste Grund für Arbeitsausfälle, nämlich etwa 41.300 Tage pro Jahr pro 100.000 Einwohner in der Europäischen Union.
Hauptursache für die Entstehung einer COPD ist das Zigarettenrauchen. Zwar können auch Nichtraucher erkranken, aber neun von zehn COPD-Patienten rauchen oder haben früher geraucht. Wichtig ist dabei vor allem, wie viel und seit wann der Einzelne raucht: Je länger und je mehr Zigaretten pro Tag geraucht wurden, desto höher ist das Risiko, an einer COPD zu erkranken.
Die Bedeutung des Nikotinkonsums zeigt sich inzwischen auch bei Frauen. Immer mehr Frauen greifen zur Zigarette. Während über Jahrzehnte Männer die COPD-Statistik anführten, erkranken mittlerweile nahezu ebenso viele Frauen wie Männer. Die Lungen von Frauen scheinen für die Schadstoffe im Zigarettenrauch empfindlicher zu sein.
Auch andere, länger andauernde Reizungen der Lunge mit Schadstoffen, wie starke Belastungen mit Staub (Bergbau) oder gefährliche Gase am Arbeitsplatz, können die Krankheit begünstigen, allerdings treten sie im Vergleich zum Zigarettenrauchen deutlich in den Hintergrund. Auch erblich bedingte Einflüsse können Risikofaktoren und mögliche Auslöser einer COPD darstellen.
Verlauf
Durch die ständige Überflutung der Lunge mit Schadstoffen aus dem Zigarettenrauch kommt es zu einer
- chronischen Entzündung der Atemwege
- dauernden Verkrampfung der Bronchialmuskulatur und
- Verengung der Bronchien.
Das typische Merkmal einer COPD ist der so genannte Luftstau: Die Betroffenen klagen über Enge im Brustraum und haben das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen.
- Durch die Verengung der Bronchien können sie nicht mehr vollständig ausatmen, damit bleibt zuviel Luft in der Lunge zurück.
- Dieser Luftstau bedingt, dass die COPD-Patienten weniger frische Luft einatmen können; sie verspüren Atemnot.
Ohne die entsprechende Therapie führt der Luftstau in einen „Teufelskreis“:
- Aufgrund der Atemnot kommt es zu einer eingeschränkten Belastbarkeit, selbst kurze Gehstrecken können zur Anstrengung werden.
- Die Folge: Patienten meiden körperliche Aktivitäten und schonen sich. Das kann schon bald zum Abbau von Muskulatur und zur Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems führen.
- Die Kondition kann sich noch weiter verschlechtern, was wiederum die Beschwerden der COPD verstärkt und zur Reduzierung der Lebensqualität führen kann.
Teufelskreis Luftstau
Bei einer COPD kann sich die Lungenfunktion plötzlich und für kurze Zeit deutlich verschlechtern, die Beschwerden werden dann kurzfristig schlimmer. Solche Krankheitsschübe nennt man „Exazerbationen“. Sie äußern sich meist durch
- Mehr Atemnot als sonst
- Mehr Husten als sonst
- Enge im Brustraum
- Verfärbten Auswurf
- Selten auch begleitet von Fieber
In solchen Fällen muss dann die Therapie geändert werden, manchmal kann auch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig sein.
Exazerbationen treten vorwiegen in der kalten Jahreszeit auf. Ursachen für diese Verschlechterung des Krankheitszustands können sein:
- Erkältungen oder andere Infekte der Atemwege
- Extreme Wetterlagen wie Hitze, Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit
- Rauch und Staub
Da jede COPD-Exazerbation auch nach ihrem Abklingen die Lungenfunktion und den weiteren Verlauf der Erkrankung deutlich verschlechtert, sollte das Auftreten von Exazerbationen durch folgende Maßnahmen reduziert werden:
- Geeignete Medikamente.
- Impfungen gegen Pneumokokken (Bakterien, die eine Lungenentzündung verursachen können) und Grippe
- Meiden der auslösenden Faktoren
Symptome
Um sich vor der andauernden Überflutung mit Schadstoffen zu schützen, machen die Bronchien sozusagen „die Tür zu“. Die Muskulatur verkrampft sich, und es wird vermehrt Schleim gebildet. Zudem versucht die Lunge, durch Husten die Schadstoffe zu entfernen. Das führt zu den charakteristischen „AHA“-Symptomen bei COPD-Patienten:
- Auswurf (beim Husten hervorgebrachter Schleim aus den Atemwegen)
- Husten, vor allem am frühen Morgen
- Atemnot, die zunächst nur unter körperlicher Belastung auftritt, später auch schon in Ruhe
Typischerweise treten diese Beschwerden nicht plötzlich auf, sondern entwickeln sich schleichend und langsam über Jahre hinweg. Die Lunge verfügt über große Reserven und erst wenn diese aufgebraucht sind, macht sich die COPD durch Atemnot bemerkbar. Viele Betroffene kommen daher nicht auf die Idee, dass sich hinter den ersten Symptomen eine ernsthafte Erkrankung verbergen kann und verharmlosen ihre Beschwerden.
Diagnose
Je früher die COPD diagnostiziert und behandelt wird, desto besser kann der Verlauf der Erkrankung mit wirksamen Medikamenten beeinflusst und die Beschwerden verbessert werden. Früherkennung ist daher wie bei vielen anderen Erkrankungen auch bei der COPD oberstes Ziel.
Die Diagnose einer COPD ruht auf drei Säulen:
- Umfassendes Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese)
- Gründliche körperliche Untersuchung
- Untersuchung der Lungenfunktion (Spirometrie)
In der Regel wird die Erstdiagnose oder der Verdacht auf eine COPD durch den Hausarzt gestellt, der dann für eine ausführliche Untersuchung der Lungenfunktion an den Lungenfacharzt überweisen kann.
Die Lungenfunktionsprüfung ist das wichtigste medizinische Diagnoseverfahren, um eine COPD festzustellen, und kann vom Hausarzt durchgeführt werden. Dabei führt man über ein Messgerät mit Mundstück verschiedene Atemmanöver aus, aus denen die persönlichen Werte automatisch errechnet werden. Zu den wichtigsten Werten, die mit Hilfe der Spirometrie gemessen werden, gehören die
- Vitalkapazität (VC): Die Luftmenge, die maximal ausgeatmet werden kann, nachdem man vorher so tief wie möglich eingeatmet hat.
- Einsekundenkapazität (FEV1): Die Luftmenge, die man nach tiefster Einatmung innerhalb von einer Sekunde wieder ausatmen kann. Während bei gesunden Menschen dieser Wert bei über 80 % der Vitalkapazität liegt, ist er bei COPD-Patienten durch die chronisch verengten Bronchien deutlich niedriger.
Nach den Ergebnissen der Lungenfunktion und den Beschwerden des Patienten wird die COPD in Schweregrade* eingeteilt.
Schweregrad IV (sehr schwer)
- Die Einsekundenkapazität liegt bei unter 30 % des Normalwerts
- Atemnot bei leichter Belastung oder bereits in Ruhe
- Husten und Auswurf
Schweregrad III (schwer)
- Die Einsekundenkapazität liegt zwischen 30 % und 50 % des Normalwerts
- Atemnot bereits bei leichter Belastung
- Husten und Auswurf
Schweregrad II (mittel)
- Die Einsekundenkapazität liegt zwischen 50 % und 80 % des Normalwerts
- Atemnot bei körperlicher Belastung
- In den meisten Fällen Husten und/oder Auswurf
Schweregrad I (leicht)
- Die Einsekundenkapazität liegt bei über 80 % des Normalwerts
- Atemnot bei starker körperlicher Belastung
- In den meisten Fällen Husten und/oder Auswurf
Einen ausführlichen Artikel von Prof. Dr. med. Klaus Jung zum Thema finden Sie hier.